Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg stellen eine besondere Entwicklungsphase dar. Es war eine Phase der Motorisierung, der hohen Nachfrage nach Konsumgütern, von Investitionen in die öffentliche Infrastruktur und eines Bau- und Tourismusbooms.
Einige Jahre nach Kriegsende wurden im Tal neue Infrastruktur- und Siedlungsprojekte realisiert. 1949 ging das am Ende des Pass Stein errichtete Kraftwerk Salza in Betrieb. Mit Unterstützung aus Mitteln des Marshallplanes wurden in den 1950er Jahren Hinterberger Moorgebiete entwässert. Ebenfalls in den 1950er Jahren entstand auf dem Gelände des ehemaligen RAD-Lagers die Siedlung Grubegg (heute Neuhofen). Auch nach dem Krieg zählten das Sägewerk Loitzl sowie die Bundesforste zu wichtigen Arbeitgebern in der Gemeinde – in einer Zeit, in welcher die massive Abwanderung von Arbeitskräften aus der Landwirtschaft einsetzte.
Auf Basis der Konsolidierung der Gemeinde und des allgemeinen Wirtschaftsaufschwunges erlebte das Tal ab den 1960er Jahren einen Tourismus-Boom. Das erste Mal war Tourismus kein Luxusgut mehr, sondern eine Angelegenheit für eine breitere Bevölkerungsschicht, für einen Mittelstand, der sich mitunter Zweitwohnungen in schönen Landschaften leisten konnte. Unter der Führung einer unternehmerischen Persönlichkeit wie dem Mitterndorfer Langzeitbürgermeister Siegfried Saf wurden die Möglichkeiten zur Entwicklung des Massentourismus wirkungsvoll genutzt. Zum Beispiel mit dem Bau der Tauplitzalm-Alpenstrasse, der Errichtung des Heilbades Heilbrunn oder der Feriensiedlung Sonnenalm mit ihren berühmt-berüchtigten Dreiecks-Häusern. Ein Investitions- und Baumboom verwandelte Mitterndorf innerhalb von 10 Jahren in eine der touristischen Erfolgsgemeinden der Steiermark mit ständig steigenden Nächtigungszahlen. Innerhalb von 10 Jahren verändert ein Bauboom das „Gesicht“ der Gemeinde radikal und mündete im „Bad“ Mitterndorf der 1970er Jahre. Es war eine Entwicklung, die letztlich auch zu einem heftigen Konflikt innerhalb der Gemeinde über die weitere Verbauung der Landschaft und schließlich zu einem Ausbaustopp führte.
In diesem Zeitraum änderte sich auch die bäuerliche Welt radikal. Die Modernisierung der Landwirtschaft begann ebenso wie die Abwanderung von Arbeitskräften aus diesem Bereich. Waren um 1900 in der Gemeinde Mitterndorf rund 50% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig, so waren es in den 1960er Jahren nur noch 10%. Immer mehr wurde der Tourismus zu einem wichtiger werdenden Nebenerwerbsfaktor, der Forst-arbeit und Fuhrdienste ablöste. Umbauten auf Höfen wurden unter Bedacht auf Zimmervermietung vorge-nommen. Der radikale Wandel der bäuerlichen Betriebe veränderte das Bild der Höfe und der Kulturlandschaft – angetrieben von der Mechanisierung, der Spezialisierung auf Grünland, der Trockenlegung von Mooren und Bachregulierungen, der „Grundzusammenlegung“ im Zuge der Trassierung der Bundesstrasse durch das Tal und der Modernisierung von Betrieben und der Bewirtschaftungsmethoden. Nicht zuletzt wird der Tourismus in einem viel stärkerem Ausmaß als die Sommerfrische früherer Zeiten zu einer wichtigen Einnahmequelle von Bauernhöfen.
In der Zwischenkriegszeit der 1920er und 1930er Jahre hatte die einsetzende Mechanisierung und Motorisie-rung der Wirtschaft die Forstwirtschaft noch kaum beeinflusst. Im Hinterbergertal setzte sich die alte Tradition der Holzarbeit noch ungebrochen fort. „Holzknechtpassen“, meist Gruppen von Bauernsöhnen aus verschiede-nen Ortsteilen der Gemeinde wurden für die Schlägerung von Holz engagiert. Für viele Arbeiter waren der Forst und Sägewerksbetriebe – wie auch Arbeit bei der Eisenbahn - in einer Zeit wirtschaftlicher Krisen eine der wenigen Einkommensmöglichkeiten. Zudem ermöglichten Holzfuhrdienste vielen Bauern notwendige Nebeneinkünfte.
Ab den 1960er Jahren änderte sich die Welt der Holzknechte und Fuhrleute rasant – analog zur bäuerlichen Welt. Die technologische Entwicklung brachte den Bau von Forstwegen und die Nutzung von Lastwägen für die Holzbringung sowie die Motorsäge in den 1960er Jahren als Arbeitsgerät. Die Zeit der Pferde und Schlitten im Holzfuhrwesen endete in den 1970er Jahren. Die Arbeit der Holzknechte im Rahmen der Bundesforste erfuhr eine zunehmende Mechanisierung und Rationalisierung. Der Einsatz von Motorsägen, Forstwegen, Lastwagen, Seilwinden, schweren Traktoren und anderen technischen Hilfen ging Hand in Hand mit der permanenten Reduzierung des Forstpersonals. Bäuerlicher Nebenerwerb im Wald wurde zur Maschinenarbeit.
Mit dieser Veränderung ging schließlich auch die traditionsreiche Kultur der Holzknechte und des bäuerlichen Winterfuhrwesen, dass harte und anspruchsvolle Arbeit mit Gemeinschaftserlebnissen verband, zu Ende. Zahlreiche Dokumente und persönliche Erinnerungen von Hinterbergern zeugen von einer Arbeitswelt, die in der Rückschau vieler als unwiederbringlicher Verlust früherer Gemeinschaften empfunden wird.